2017

Der Herrenabend 2017

elmar Brok und Norbert Römer haben Spass auf dem Herrenabend in Wersen

Für den kommissarischen Vereinsvorsitzenden Helmut Börst, der erstmals durch den Abend in den Ratsstuben führte, waren die notwendigen Programmänderungen eine echte Herausforderung, die er aber sehr cool bewältigte. Unbestrittener Star unter den acht Rednern war wie schon im Vorjahr Osnabrücks Oberbürgermeister Wolfgang Griesert.

Fußball in Lotte wichtig

Das derzeit unumgehbare Thema Sportfreunde führte Lottes Bürgermeister und bekennender FanRainer Lammers im Zuge seiner Eröffnungsrede ein. Dem da noch nicht inthronisierten Norbert Römer, SPD-Fraktionschef im Düsseldorfer Landtag, riet er von einer Fortsetzung der rot-grünen Koalition ab: „Ich bin ja lieber mit meiner Westerkappelner Amtskollegin Annette Große-Heitmeyer von der CDU zusammen.“ Hört, hört!

Wolfgang Griesert, der im Vorjahr noch die feindliche Übernahme Wersens durch seine Stadtwache angedroht hatte, lieferte nach friedvollen Grüßen „aus dem nahen Osten“ diesmal zehn durchgestylte Liebeserklärungen an Wersen, die er jeweils mit einem launigen Dreisatz auf die Gäste einleitete. Beispiel: „Ob aus Lotte, aus Osnabrück oder aus Überzeugung hier.“ Nachdem die 350 Zuhörer erfahren hatten, dass alle Westfalen, Europäer, Schotten, Steinfurter, Niedersachsen, Deutsche, vor allem Männer, Sportfreunde. Politiker und Katholiken Wersen lieben, bekannte er: „Auch ich liebe dieses Wersen.“ Seinen Lotter Amtskollegen kritisierte er mit Blick aufs Pokalspiel gegen Dortmund mit der Frage: „Warum sind Ihre Ortsschilder eigentlich schwarz-gelb?“ Sein Tipp für die Blau-Weißen: „Wenn‘s gut läuft, werden am Dienstag nicht nur die Pommes frittiert.“

Frühe Haxen irritieren Premiere

Der Steinfurter Landrat Klaus Effing widersprach nicht dem Vorschlag Rainer Lammers‘, die Sportfreunde aus dem Kreishaushalt zu sponsern, „solange unsere Städte und Gemeinden das über die Kreisumlage finanzieren“. Als bei seinem Grußwort bereits Haxe, Kraut und Pürree aufgetragen wurden, schien der Neuling leicht irritiert, adressierte die Männer im Saal mit „Meine Damen und Herren“ und outete auch noch vorzeitig den neuen König. Moderator Börst, der durch gezieltes Zeitspiel für Elmar Brok offenbar die Küche unter Zugzwang gesetzt hatte, nahm’s gelassen: „Das müssen wir noch üben; aber Sie sind ja noch jung.“

Nach dem leckeren Krautmahl übernahm Stammredner Ernst Schwanhold die Laudatio auf den neuen König. Wer auf Wahlkampfhilfe für den Genossen gerechnet hatte, sah sich getäuscht: „Hier haben die Römer schon früher was aufs Maul gekriegt.“Und dann noch die Vergatterung: Anders als bei Jürgen Rüttgers 1999 und Stephan Weil 2015 werde Norbert Römer nächstes Jahr die Kette zurückbringen, „sonst hole ich ihn ab“.

Gutwillig und ortskundig

Das nahm der frisch gekürte Krautkönig sogleich auf: „Meiner Entthronung werde ich fröhlich beiwohnen, selbst wenn Sie dann einen Schwarzen wählen sollten.“ Offenbar hatte sich der 69-Jährige ortskundig gemacht, sprach von der Poststraße, vom Golfklub Dütetal und über die Düte selbst, die exakt vor 2277 Jahren noch ein reißender Strom gewesen sei, als die Römer am 10. März 260 v. Chr. in der Seeschlacht von Mylae den Ersten Punischen Krieg gewannen. Norbert Römer bekannte sich zu Schalke: „Da lernt man verlieren und nie aus.“ Die „Dortmunder Nichtschwimmer“ tadelte er dafür, dass sie sich in Lotte nicht entscheiden konnten, ob sie mit oder gegen den Strom spielen wollten. Er versprach, seine nächste Fraktionssitzung mit Königskette zu leiten, und schloss frei nach Trapattoni: „Glas leer, ich habe fertig.“

Während des stimmgewaltigen Showacts von Deborah Woodson hielt endlich auch Elmar Brok Einzug. Die Verantwortung für seine Verspätung schob der Christdemokrat dem NRW-Verkehrsminister in die Schuhe, um dann seriös die Populisten zu anzugehen: „Wenn jeder Erster sein will, wird‘s keiner werden. Nur gemeinsam sind wir stark, nicht gegeneinander.“ Als Folge von Dobrindts Pkw-Maut sagte Brok voraus: „Dann verlässt Österreich die EU samt Alpen, und Horst Seehofer hat freien Blick aufs Mittelmeer.“ Und wieder ganz seriös: „Durch 70 Jahre in Frieden und Wohlfahrt gehöre ich zur glücklichsten Generation aller Zeiten.“

Als Vertreter des Vertreters kündigte sich Osnabrücks Alt-Oberbürgermeister Hans Jürgen Fip an. Er hielt tatsächlich für Laudator Ernst Schwanhold das Schlusswort, was über Jahre hinweg Constantin Freiherr von Heereman oblag. Ihm und dem Ehrenvorsitzenden Wilfried Freier verschaffte Fip dankbaren Applaus. Lob zollte er auch dem kommissarischen Vorsitzenden Helmut Börst und äußerte den Wunsch, „dass Sie nun einen Präsidenten wählen, der etwas länger im Amt ist. Dann ist die Wersener Mahlzeit als Erfolg gesichert.“

Text: Thomas Niemeyer, Foto: Egmont Seiler (NOZ)